Ja, so ist es. Nach 2 Tagen (und nur einem Jahr) ist alles im Kasten, was ich zu brauchen glaube für meinen ersten inszenierten Kurzfilm. Ich weiss gar nicht, ob ich es in Worte fassen kann, was da am Montag und Dienstag abgegangen ist. Es war so VIEL, so viel Energie ist geflossen, so viel Anstrengung, gemeinsames Bemühen, Arbeiten, Hoffen und Versuchen und jetzt halte ich 2,5 Stunden DV Material in meinen Händen, aus denen ich einen Trailer, ein Musikvideo und einen Kurzfilm schneiden werde, sobald ich kann.
Ich will am liebsten sofort loslegen, aber ich muss einerseits erst gesund werden, dann muss ich endlich mein Zimmer auf Fordermann bringen (und glaubt mir, dass kann dauern, ich bin und war schon immer ein Sammler!) und außerdem muss ich irgendwie die Kohle wieder reinkriegen, die ich unerwarteter Weise ausgegeben habe. (Was? Ein Film kostet Geld?) Vielleicht hab ich diesen Aspekt aber auch einfach ausgeblendet.
Trotzdem ein kleines bisschen was über den Verlauf der Produktion:
Letzten Freitag, am 25.7., lieh ich einen Sprinter und fuhr mit zwei Freunden zu Panther, um Technik zu laden. Wir haben einen Dolly und Schienen bekommen! Yay! Damit wollten wir Kamerafahrten an Olga vorbei und auf sie zu drehen, während sie auf der Bühne stehen und singen sollte.
Hat alles geklappt, wunderbar. Den Rest des Tages hab ich wahrscheinlich Komparsen organisiert, und - ACH JA! - abends war ich beim Rock & Wrestling im Hafenklang. SUUUUPER geil, würd am liebsten auch mitkämpfen. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden!
Ich weiß grad nicht mehr genau, was ich am Samstag gemacht habe, aber am Sonntag haben der Kameramann und ich Lichttechnik aus unserer Hochschule in den Sprinter geladen. Danach bin ich noch mit meinen Hauptdarstellern im Park den Text durchgegangen und war etwas enttäuscht, wie wenig der immernoch saß, einen Tag vor Dreh. Olga übernachtete bei mir um Zuspätkommen zu vermeiden, meine Schwester kam extra aus OL angereist und wir bereiteten noch bis spät abends Sachen für's Catering vor. Ich hab die ganze Zeit über nicht geschafft, einkaufen zu gehen, also musste das Montagfrüh schnell geschehen.
Montag, erster Drehtag.
Treffen vor der Prinzenbar um 9h (da haben Rammstein übrigens ihr Musikvideo zu "Engel" gedreht). Ein bisschen Bammel hab ich schon, dass nachher der Hausmeister einfach nicht kommt oder derbe zu spät kommt oder dass die ausm Büro plötzlich doch komische Bedingungen stellen, die ich nicht erfüllen kann - nach dem Fall mitm Indra will ich mich auf nichts und niemanden mehr verlassen. Aber ich muss. Und siehe da - kurz nach 9h werden die magischen Tore geöffnet und wir können ausladen. Ein umfangreicher Backstagebereich dient uns als Aufenthaltsraum - Luxus!
Unser Pensum für den Tag (der für uns um 18h enden muss, weil dann die letzten Leute ausm Büro gehen würden) ist riesig - viele Dollyfahrten auf ganz unterschiedlichen Positionen - vor der Bühne, auf der Bühne, auf einer Empore... Ständig umleuchten, auf Olga, auf die Komparsen, auf die Barfrau, auf die Engel an den Wänden... Der RegieAssi und meine Schwester sind gleich unterwegs um einzukaufen, die anderen Jungs legen los und bereiten den Raum und das Licht vor. Mit Schrecken muß ich feststellen, dass ich meine Anlage vergessen hab, von der wir Olgas previously recorded songs als Playback spielen wollen. Also wird der Kauf eines billig Players in Auftrag gegeben. Der ist im Endeffekt so billig, dass wir ständig Probleme haben, die richtige Stelle beim Song zu finden, da keine Zeitanzeige, schlechte Bedienung, bekackte Knöpfe (Tasten? Wie heißen die ollen Dinger denn?). Egal, haut im Endeffekt irgendwie hin.
Weiter im Dreh. Komparsen trudeln gegen 11 ein, ihre Outfits werden gecheckt, sie werden bisschen gepudert, Olga ist bald auch fertiggeschminkt und im Kleid und es kann losgehn.
An sich alles sehr übersichtliche Einstellungen, und doch sind wir bald 1,5 Stunden im Verzug. Sowas macht einem immer bisschen Angst, besonders wenn man weiss, man muss tatsächlich bei der Location raus. Ansonsten sind diese Verspätungen "bloß" nervig, weil das Team ungeduldig und etwas unzufrieden wird, weil sie nicht rechtzeitig nach Hause oder wohin auch immer gehen können. Aber wenn wirklich die Gefahr besteht, dass man nicht alle Shots machen kann, die man braucht, um die Geschichte zu erzählen, dann legt man sich schon deutlich ins Zeug. Wir holen nach dem Mittagessen gut auf und müssen nur die Luxuseinstellung streichen, die sehr viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Insofern sind wir pünktlich fertig, körperlich fertig, aber ansonsten zufrieden.
Komisch ist an dem Tag, dass das junge Mädel, das bei uns die Barfrau spielt und das in wirklichkeit Barfrau im Indra ist, die ganze Zeit Stress mit O., dem Barbesitzer vom Indra, hat. Noch'ne Woche zuvor hat er sie mir selbst empfohlen, Paar Tage später sagte er uns arschigerweise den Club als Location ab und dann telefoniert er ihr an ihren 2 freien Tagen, unseren Drehtagen, hinterher, sie solle vorbeikommen und ihr Fahrrad abholen...
Sie erzählte, er habe mal aus'ner Laune heraus seine gesamte Belegschaft gefeuert... Oookey.
Wo war ich? Erster Drehtag vorbei - in Hamburg ist ausgerechnet jetzt der Sommer ausgebrochen! Wir im stickigen Club, mit heißem Scheinwerferlicht und gemachtem Nebel, alle anderen Menschen am Elbstrand, an der Ostsee, in Parks und Cafés! *NEID*
Abends ziehen der Kameramann, meine entzückend interessierte und engagierte Schwester und ich noch los, um eine Location für unseren Außendreh, die Szenen VOR dem Club, zu suchen. Dies war kein Leichtes, aber wir werden fündig - ein Hauseingang 20m entfernt vom Indra, mit Blick auf die bunten Lichter der Großen Freiheit! Ein Traum! Dort würden wir als letztes, Dienstagabend bei Anbruch der Dunkelheit, drehen.
Dienstag, zweiter und letzter Drehtag.
Als erstes der Sexshop. Super nette Leute dort, die uns jeden Wunsch erfüllen. Wir dürfen die Musik ausmachen, wir dürfen an den Tresen, wir dürfen die Tür abhängen und sogar zeitweise zumachen (für den Ton, denn die Reeperbahn ist SEHR laut, auch um 9h morgens). Unser Hauptdarsteller darf ein T-Shirt aus ihrem Laden tragen, was natürlich auch ihnen zugute kommt. Sein Spiel ist durchaus überzeugend, aber "Jana", seine Freundin ist und bleibt für mich der Augenschmauß. Ich wette, die wird noch berühmt (hat bei "Fleisch ist mein Gemüse" ne kleine Rolle gespielt). Die Location als solches ist schon total interessant, ein Freund mit Schnauzbart spielt einen verwirrten Sexshopkunden, auch sehr geil, wir liegen gut in der Zeit.
Pünktlicher Umzug in die Prinzenbar, 13h, tolles Mittagessen, von meiner Schwester gekocht, und danach noch intensiver Dreh des Dialogs zwischen Bruder und Schwester an der Bar. Bis 17:30h, dann Abbau.
Die Leute von der Prinzenbar sind auch die ganze Zeit ziemlich nett, zuvorkommend und fair.
Wir sind um 18:45h draußen, verabschieden uns von einigen Helfern, mit den anderen verabreden wir uns für 22h bei der Außenlocation und fahren noch bisschen nach Hause. Gegen 20:30h krieg ich vom Kameramann eine Sms, dass es bei ihm in Harburg nach Sturm aussähe, auch in unseren Wilhelmsburger Fenstern pfeift der Wind und Wolken ziehen auf. An dem Punkt verzweifle ich bisschen und habe Angst, dass der popelige, winzige Außendreh, der noch zu keinem Zeitpunkt gefährdet war, jetzt ins Wasser fallen könnte. Am nächsten Tag muß die Technik zurück, also jetzt oder nie. Regnen darf es jedoch nicht, denn bei den Innenaufnahmen hatte ja der im Club ankommende Bruder keine nassen Klamotten... DAMN!
Aber der Wettergott ist uns gnädig und wir können 3 Stunden intensiv drehen, bis die Hausbewohner keinen Bock mehr auf den Lärm haben (unsere zentrale Streitszene zwischen Bruder und Schwester).
Als ALLER letztes laufen wir noch dem "Bruder" auf der Großen Freiheit mit der Kamera nach, was auch nicht einfach ist, wenn die wenigen besoffenen Spasten, die am Dienstag dort abhängen, alle gern ins Fernsehen kommen wollen. Und dann die heißersehnten Worte: Drehschluß, alles im (digitalen) Kasten!
My legs are killing me! Ob es Müdigkeit, Gliederschmerzen von der Erkältung oder alles zusammen ist, das weiss nur der liebe Gott. Aber alle anderen Überlebenden wissen, sie wollen bald nach Hause und schlafen! Außer Olga, sie hätte an dem Punkt ewig so weitermachen können, glaub ich. Freut mich, cool. Auch der Beleuchter fand, es war ein schönes Erlebnis. Sowas zu hören ist schließlich gar nicht so schlecht, wenn ich bedenke, dass es genug Drehs gibt, bei denen man sich fragt, wann es endlich vorbei ist?
Am Mittwoch liefern Kameramann, Schwester und ich Technik zurück an die Schule und an Panther, anschließend bringe ich den Sprinter zurück, ohne dass mir klar ist, dass ich das bis 12h hätte machen sollen - also schön nochmal ne Tagesmiete draufgezahlt - aber was soll's? Wer wird denn jetzt was bereuen?
Im Ernst, ich hab noch nicht auf meinem Konto nachgeschaut und ich weiss, es sieht dort eher schwarz aus, aber ich weiss auch, was hier die letzten Tage gelaufen ist war richtig und es war gut! Es war natürlich nicht alles perfekt und man hätte auf Tausend Sachen achten können, um Geld zu sparen, Zeit zu sparen, schönere Bilder zu kriegen oder was weiss ich - ABER: Ich hab's gemacht! Ich habe endlich gedreht, mit einer richtigen Crew, mit technischem Aufwand (vor dem ich, glaub ich, immer Schiss hatte), mit (Laien)Schauspielern, auf der Reeperbahn, mit Musik, Essen und Trinken für alle usw. usf. Es sind viele kleine Dinge eingetreten, auf die ich lange hingelebt habe und somit ist es, als ob ein Traum wahr wird und sich verwirklicht.
Im Schnitt zeigt sich noch, ob ein Film entsteht, wie ich ihn mir vorgestellt habe, oder ein ganz neues Produkt. Bin auf beides gespannt wie'n Flitzebogen. Und wenn ihr jetzt findet, mir scheint die Sonne zu sehr aus'm Arsch und ich sollte mal von meinem Rosa-Rote-Brille-Trip runterkommen - dann schreibt ihr mal über'n Jahr verteilt'n Buch, was euch am Herzen liegt, organisiert 2 Monate lang'nen Dreh, der relativ reibungslos verlaufen soll und schuftet euch 4 Tage lang mit Angina die Seele aus dem Leib! Ich bin froh, dass ich das überlebt hab. Und kotzen musste ich auch nicht, als ich gestern die Muster gesehen hab - insofern HOORAY!
Halte euch auf dem Laufenden.
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1 Kommentar:
Ohhh! Ganz herzlichen Glückwunsch zu Deinem ersten, so "richtigen" Film!!
Ich bin stolz auf Dich,dass Du Dich da so reingehängt hast, trotz Krankheit, und ich bin mir sicher, dass das Ergebnis für sich spricht (und gespannt, es mal zu sehen), allein schon das Bild von Olga sieht sehr hübsch aus :)
Also - jetzt kurier Dich mal ein bißchen aus, genieß die abklingende Aufregung & Anstrengung und lass es Dir gut gehen - das tue ich jetzt nämlich auch, hatte gerade auch mal wieder eine Diplomprüfung (bäh). Aber jetzt ist es vorbei - die Anspannung weg, und - was soll ich sagen - die Welt hat uns wieder, oder ? ;-)
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